Wandern auf dem Limesweg bei Höhr - Grenzhausen
Wanderung 2 Vom Keramikmuseum
zum Kleinkastell Ferbach
Weglänge
ca. 4 km
Am Keramikmuseum gehen wir nach links die Lindenstrasse (Deutsche Limes -Strasse)
entlang Richtung Bendorf bis zum Ortsausgangsschild. Dann folgen wir der Wegmarkierung
des Wanderwegs 3 (Au/Sieg -
Bad Ems) des Westerwald - Vereins über die Anliegerstrasse. Kurz danach
kommt von der Brücke her der Limesweg, dem wir auf der Anliegerstrasse bis zum Tor der Autobahnraststätte
folgen (Kioskzugang gestattet). An der Ruhebank am Wegrand (von unserem Verein
gestiftet) hat man den schönsten Panoramablick auf die Kannenbäckerstadt Höhr-Grenzhausen und das Waldgebiet der Montabaurer Höhe mit Aussichtsturm
auf dem Köppel (links) und Telekom - Turm (rechts) auf der Alarmstange
(546 m ü. NN.). Ganz rechts sieht man die Rheinhöhen bei Koblenz.
Dem Limeswegzeichen folgend erreicht man den Wald. Etwa 300 m weiter blickt
man an der Ruhebank auf einen gegenüberliegenden hohen Erdhügel, ein letzter Rest des hier früher den Weg querenden
Limeswalls.
Hangabwärts ist der Limes schon mehr als 100
Jahre wegen Bimssandabbau ganz verschwunden, ebenso der Wachtturm Wp 1/61.
Nach etwa 10 Minuten durch den herrlichen Buchen - Hochwald durchqueren wir
den Limeswall in der Gemarkung der Ortsgemeinde Weitersburg an einer
grossen baumfreien Wegekreuzung.
Mit einer Länge von ca. 500 m ist der Römerwall im Bereich des hier
vermuteten Wp 1/62 noch gut erhalten. Von der Ruhebank an
der
Info-Tafel hat man den bis zu 2 m
hohen Limeswall von der "germanischen Seite" her voll im Blickfeld.
Info - Tafel am WP 1/62 "Der Limes: Grenze des Römischen
Weltreichs" |
Wir folgen dann dem Limesweg, der auf dem Limesgraben links neben dem Wall abwärts
verläuft.
Limesgraben und Limeswall
|
Auf der kleinen Holzbrücke überqueren wir einen uralten Hohlweg, verlassen
den Limes und gelagen auf einem Pfad durch den Lärchenwald stetig talwärts bis zu
einem Firmengelände. Hier biegen wir nach links ab, folgen dem Limeswegzeichen
über die Aubach - Brücke und gehen auf dem Limesweg um das Anwesen "Haus
Freieck" herum bis zur Anliegerstrasse vor dem Haus. Die Anliegerstrasse
führt entlang dem Klärwerk geradeaus bis zu einer Hangterrasse zwischen Ferbach
und der Landesstrasse nach Vallendar, auf der das Kleinkastell Ferbach von etwa 150 bis 260 n. Chr. in
Betrieb war.
Es handelt sich um ein 700
m2
grosses Steinkastell am Limeswall. Das Kastell ist nach 1894 von der Reichs
- Limeskommission (RLK) unter Streckenkommissar Dahm freigelegt, archäologisch
untersucht und dokumentiert worden. Das Mauerwerk war fast ganz ausgebrochen,
anhand der Grabungen konnte man die wichtigsten Abmessungen feststellen. Es
wurde anschliessend wieder vollständig mit Erde zugedeckt und stellt heute
ein so genanntes "archäologisches Reservat" dar.
Eine Info -Tafel informiert über das Kleinkastell.
Kleinkastell Ferbach |
Mannschftsbaracken und Pferdeställe waren an
die 0,8 m dicke Kastellmauer angebaut. In der Mitte des Areals stand ein ziegelgedecktes
Gebäude mit zwei Räumen. Der grössere Raum (43 m²)
hatte einen sehr festen Estrichfussboden, in dem kleineren Raum (28,5 m²)
wurden ein Haufen Eisenstein, gut erhaltene Meilerkohle, Asche, von Feuer geschwärzte
Steine und eiserne Beschlagteile gefunden. Die RLK vermutete, dass es eine Werkstatt
war. Das 3,10 m breite Eingangstor mit Schotterung im Torweg war nicht wie üblich
zum Limes
ausgerichtet, sondern in Richtung . Der umlaufende Spitzgraben ist 4,80 m breit und 1,80 m tief.
Mit dem Fall der Kastelle Niederbieber und Niederberg infolge des Frankeneinfalls
um 260 n. Chr. war auch das Ende des Kleinkastells Ferbach gekommen.
Die Eckpunkte der äusseren Kastellmauer und das Eingangstor hat
der Westerwald - Verein Höhr - Grenzhausen auf dem Wiesengelände mit Spitzpfählen
markiert. Die Einmessung erfolgte
durch das Landesamt für Denkmalpflege Amt Koblenz.
Das Kastellgelände liegt auf der Hangterrasse über dem Ferbach.
Auf dem Foto ist ein gelber Spitzpfahl
zu sehen, der die rückseitige, äussere Ost - Ecke der Kastellmauer
markiert.
Das 3,10 m breite Eingangstor war zum Waldrand ausgerichtet und ist durch kleinere
Pfähle markiert (hinter der Info-Tafel).
Die L 308 Vallendar - Höhr-Grenzhausen
verläuft am linken Bildrand im Wald.
Das wichtigste Fundstück der Ausgrabungen war eine Keramik - Scherbe aus
Terra sigillata mit den eingeritzten Buchstaben COH VII , gefunden im hinteren
Raum des hohen Innengebäudes. Die Archäologen gehen davon aus, dass
die Besatzung zeitweilig einer Abteilung
der VII. Rätischen Reiterkohorte COHORS VII RAETORUM EQUITATA
des Kastells Niederberg bei Koblenz angehörte.
Das Ferbachkastell
mit einer geschätzten Belegung von1-2 Reiterzügen (TURMAE) zu je 30
Mann war für die Bewachung und den Betrieb der umliegenden Limesanlagen
zuständig. Chef war ein DECURIO.
Von hier wurden mehrere benachbarte
Wachttürme mit Wachpersonal beschickt. Die Reitersoldaten waren keine römischen
Legionäre, sondern Hilfstruppen (AUXILIARES). Sie wurden meist in den eroberten
Provinzen angeworben. Sie erhielten Sold, der aber geringer als der römischer
Legionäre war. Nach 25 Dienstjahren schieden sie aus der Armee und konnten
nach guter Führung die römische Staatsbürgerschaft erwerben.
Die Kohorte VII stand unter Befehl römischer Offiziere der XXII. Legion
in der Hauptstadt Moguntiacum (Mainz) der Provinz Obergermanien (GERMANIA
SUPERIOR).
Die XXII. Legion in Mainz war eine Elite - Legion. Sie nannte sich LEGIO XXII PRIMIGENIA PIA FIDELIS,
das bedeutet: 22. Legion - die
Beste, die Fromme, die Getreue.
Die ca. 5500 Legionäre waren von 92 n. Chr. bis Ende des 4. Jhdt. in Mainz
auf dem hochgelegenen Kästrich-Plateau, heute Uniklinik-Gelände, stationiert.
Die von der Legion hergestellten Ziegelsteine (z. B. für den Bau des
Kastells Arzbach) trugen meistens den
Legionsstempel LEG XXII PPF .
Beim grossen Alamanneneinfall
um 259 in das linksrheinische Gebiet wurden die Kastelle Niederbieber und Niederberg
zerstört. Damit war auch das Ende für den Limes und das Kleinkastell
Ferbach gekommen.
Die KEVAG-Haltestelle "Nassau"
zur Rückfahrt in die Stadt oder zum Keramikmuseum ist am Kastellplatz an
der Landesstrasse L 308. Eine Rückfahrt -auch nach Vallendar und Koblenz- ist
etwa stündlich möglich.
Rückweg zum Keramikmuseum oder in die Stadtmitte
Vom Kastell kann man jetzt direkt durch
das Ferbachtal zum Keramikmuseum im Stadtteil Grenzhausen oder in den Stadtteil
Höhr (Alexanderplatz, Zentrum) über den Römersteig zurückwandern.
Der Einstieg in den Römersteig ist am Limesweg schräg gegenüber
dem Haupt -Tor des Klärwerks (am Wegweiser).
Nach ein paar Stufen windet
sich der Pfad auf halber Talhöhe durch das Ferbachtal bis zur Ruhebank
am Wasserspielbecken. Jetzt nach links über den Westfriedhof zum Keramikmuseum
(etwa 2 km), oder nach rechts den Ferbachtalweg bis zum Parkplatz Brunnenplatz
in der Stadtmitte gehen (etwa 1 km).